<33> ihren Beistand erkaufen könnten, als denen, die nichts zu bieten hätten. Da es ferner der Kaiserin-Königin oft an Mitteln zur Bestreitung ihrer eigenen Ausgaben fehlte, so würden die Russen es gewiß mit den Engländern halten, die ihnen bei ihren ungeheuren Reichtümern große Subsidien zahlen könnten. Lord Holderneß antwortete, das Einverständnis zwischen England und Rußland sei vollkommen und König Georg rechne fest auf die Freundschaft der Kaiserin Elisabeth. Auch die Erkundigungen, die der König durch seinen Gesandten im Haag1 einziehen ließ, deckten sich völlig mit dem, was man ihm aus Wien und London mitteilte. Er hielt es für ausgeschlossen, daß so viele Personen sich über den gleichen Gegenstand irrten, und schenkte ihren übereinstimmenden Angaben Glauben. Daraufhin entschied er sich zu Verhandlungen mit England2. Er ließ Lord Holderneß also antworten, er sei nicht abgeneigt, mit dem König von Großbritannien unschuldige Maßnahmen rein defensiver Natur lediglich zur Wahrung der Neutralität Deutschlands zu treffen. Da beide Mächte sich über die Grundzüge ihres Bündnisses einig waren, kamen sie bald zum Abschluß des Vertrages3. Er wurde am 16. Januar 1756 in London unterzeichnet. Das Abkommen enthielt vier Artikel. Die drei ersten bezogen sich auf die gegenseitigen Garantien, die sich beide Mächte zur Sicherung ihrer eigenen Staaten gaben, der letzte betraf Deutschland unmittelbar und enthielt Abmachungen, um den Einmarsch fremder Truppen zu verhindern. Ferner kam man in zwei Geheimartikeln überein, erstens, die österreichischen Niederlande von der Garantie für Deutschland auszuschließen, und zweitens verpflichtete sich England, den preußischen Kaufleuten eine Entschädigung von 20 000 Pfund Sterling für die während des letzten Krieges von den Engländern gekaperten und nicht zurückgegebenen Schiffe zu zahlen4.

Der Vertrag kam unterzeichnet in Berlin an — ungefähr einen Monat nach dem Eintreffen des Herzogs von Nivernais5, den Ludwig XV. an den preußischen Hof gesandt hatte, teils um das ablaufende Bündnis von Versailles zu erneuern, noch mehr aber, um Preußen in Frankreichs Vorhaben gegen das Kurfürstentum Hannover hineinzuziehen. Das stärkste Argument des Herzogs von Nivernais, um den König für das Bündnis und den Krieg zu gewinnen, war das Angebot der Souveränität über die Insel Tabago. Frankreich hatte die Insel nach dem Kriege von 1740 dem Marschall von Sachsen gegeben. Die Engländer schienen aber sehr verstimmt darüber, und so war festgesetzt worden, Tabago solle unbebaut bleiben und dürfe von keiner andern Nation kolonisiert werden. Das ganze Anerbieten war zu lächerlich, um angenommen zu werden. Der König behandelte es als einen Scherz und ersuchte den Herzog von Nivernais, sich jemand anders auszusuchen, der besser zum Statthalter der Insel Barataria6 taugte. Ebenso lehnte er


1 Bruno von der Hellen.

2 Den Ausschlag gab die Nachricht von dem bevorstehenden Abschluß eines russisch-englischen Subsidienvertrages.

3 Die Konvention von Westminster.

4 Vgl. S. 26.

5 Nivernais war vielmehr schon am 12. Januar 1756 in Berlin eingetroffen.

6 Anspielung auf das Reich Sancho Pansas.